Germanische Stämme – Die Westgoten
Im Frühmittelalter setzte in Europa eine gewaltige Wanderungsbewegung ein. Viele ostgermanische Stämme zogen auf der Suche nach einer neuen Heimat nach Westen und strömten in die römischen Provinzen. Die Westgoten eroberten im Jahre 410 Rom, plünderten die Stadt und entführten die Schwester des Kaisers als Geisel. Doch auf dem Höhepunkt seiner Macht starb ihr König Alarich und wurde angeblich im Flussbett des Busento begraben. Legenden ranken sich bis in unsere Tage um sein verschollenes Grab.
Die Westgoten zogen weiter nach Gallien, wo sie zunächst das Reich von Toulouse gründeten. Doch nach der Niederlage gegen die Franken bei Poitiers 507 wichen sie über die Pyrenäen nach Süden aus und eroberten sich dort einen neuen Herrschaftsbereich. Am Ende gehörte ganz Spanien zum Reich von Toledo, das sie zu ihrer Hauptstadt machten. Noch heute zeugen vor allem Kirchen, aber auch Stadtgründungen wie Reccopolis von der Kultur im Westgotenreich, in dem römische Elemente mit germanischen verschmolzen und zur Assimilierung der Germanen führten. Den Kirchen vermachten die Gotenkönige sagenhafte Schätze. Bei Ausgrabungen fanden die Archäologen Adlerfibeln und goldene Kronen von unermesslichem Wert. Das Reich der Westgoten in Spanien hatte nur etwa zwei Jahrhunderte Bestand und fiel dem Ansturm der Araber zum Opfer. Auf der Plaza Oriente im Herzen Madrids sind die westgotischen Könige heute noch präsent. Als steinerne Zeugen des Reiches von Toledo erinnern sie an die Anfänge der spanischen Monarchie.
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